15.05.2025 Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer – Zwergwal auf Minsener Oog gestrandet

Zwergwal auf Minsener Oog gestrandet

Der Kadaver bleibt in der Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer Aasfressern vorbehalten

 

Am Mittwoch, den 13.05.2025, wurde von den Naturschutzwarten des Mellumrats ein toter Zwergwal auf Minsener Oog entdeckt. Der Kadaver ist 6,5 m lang und vollständig erhalten.

Ein Team von Experten des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) und der Nationalparkverwaltung werden in den nächsten Tagen eine Ausfahrt zur genaueren Untersuchung durchführen. Nähere Angaben zum Wal, auch zur möglichen Todesursache, können erst gemacht werden, nachdem die hierbei zu nehmenden Proben ausgewertet sind.

 

Zwergwale sind mit maximal 10 m Länge die kleinsten Bartenwale, daher aber auch sehr flink. Sie können bis zu 40 Stundenkilometer schnell schwimmen und vollständig aus dem Wasser springen. Wie alle Bartenwale ernähren sich Zwergwale von pelagischen Krebsen und kleinen Schwarmfischen wie Heringen oder Sardinen. Ihr Vorkommen erstreckt sich über alle nicht-tropischen Meere. Sie sind in der Regel Einzelgänger oder treten in Gruppen von zwei bis fünf Tieren auf. Im Sommerhalbjahr sind Zwergwale regelmäßig in der Nordsee anzutreffen, vor allem im Bereich der Doggerbank, einer ständig überfluteten Sandbank. Strandungen von Zwergwal-Kadavern kommen an den Nordsee-Küsten immer wieder vor, sind in Niedersachsen jedoch selten. Seit den 1990er Jahren sind in Deutschland mindestens 9 Strandungen dieser Meeressäuger registriert worden.

 

Nach Einschätzung des Wasserstraßen- und Schifffahrtamtes Weser-Jade-Nordsee kann der Wal an Ort und Stelle verbleiben und sollte erst geborgen werden, wenn eine Beeinträchtigung der Sicherheit des Schiffsverkehrs absehbar ist.

 

Im Nationalpark gilt ansonsten: Natur Natur sein lassen! Aus Sicht der Nationalparkverwaltung kann der Kadaver grundsätzlich an Ort und Stelle verbleiben. Das Wattenmeer ist ein offenes Ökosystem, zu dem auch strandende Kadaver von Großwalen dazugehören. Das liefert Nahrung für zahlreiche andere Lebewesen – Grundlage für weiteres Leben – und spannende Erkenntnisse für die Forschung. Wie auch der Buckelwal, der im Februar 2025 an ähnlicher Stelle gestrandet war, soll auch der Zwergwal in das Aasökologie-Projekt integriert werden. In diesem Projekt erforschen die deutschen Nationalparke die Rolle von toten Tieren auf die Biodiversität (weiterführende Informationen).

 

Kann man den Wal besichtigen?

 

Nein. Die Insel Minsener Oog gehört nahezu vollständig zur streng geschützten Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und darf ganzjährig nicht betreten werden. (Ausnahme: Ein kleiner Besuchersektor im Süden der Insel, der im Rahmen geführter Wattwanderungen angesteuert wird. Von hier aus ist der Kadaver aber nicht zu sehen.) Die Insel ist über das ganze Jahr ein wichtiges Brut- und Rastgebiet für Tausende von Vögeln. Der Walkadaver ist somit nicht zugänglich.

 

Hinweis: Leider sind gestrandete Zahnwale oft das Ziel von „Souvenirjägern“, die illegalerweise die Zähne herausbrechen. Der Zwergwal ist ein Bartenwal. Anders als der Pottwal hat er keine Zähne. Hier ist also nichts zu holen.

 

Foto zur Pressemitteilung:

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Bildnachweis: Carmen Birke / NLPV