23.05.2021 Jeversches Wochenblatt Nachruf zum verstorbenen ehemaligen ev.Pastor Günther Raschen
NACHRUF – Wangerooge trauert um früheren Pastor Günther Raschen
Diese Nachricht erschütterte viele Wangerooger: Der frühere Pastor Günther Raschen ist tot. Er starb am Pfingstsamstag im Alter von 63 Jahren.
WANGEROOGE Die Wangerooger trauern um ihren früheren Pastor Günther Raschen. Genau vier Wochen nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand, ist Günther Raschen am Pfingstsamstag gestorben. Er wurde 63 Jahre alt.
Die Nachricht über den Tod des Pfarrers verbreitete sich am Samstag schnell auf der ganzen Insel. Alle Wangerooger waren tief schockiert und erschüttert. Etliche von ihnen zog es in die Nikolaikirche, vor deren Altar ein Foto von Raschen, eine brennende Kerze und Blumen standen. Trauernde konnten hier in Stille Abschied nehmen.
22 Jahre lang war Günther Raschen in der evangelischen Nikolaikirche tätig, sein „Blaues Kloster Wangerooge“, wie er die Kirche liebevoll nannte. Viele Insulaner hat er in dieser Zeit getraut, deren Kinder getauft, konfirmiert, Gottesdienste gefeiert und Angehörige beerdigt. Auf einer kleinen Insel wie Wangerooge hatten viele Bewohner einen direkten Draht zu „ihrem Pastor“, der nun die Insel verlassen hat – für immer.
Erst vor vier Wochen, am 17. April, war Günther Raschen in den Ruhestand verabschiedet worden. An dem Abschiedsgottesdienst konnten aufgrund der Corona-Vorschriften nur wenige Gäste teilnehmen. Einer von ihnen war der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, der zur Insel gereist war, um die pastorale Arbeit von Raschen zu würdigen und ihn offiziell zu verabschieden. Anfang Juni wollte Raschen ans Festland, nach Oldenburg, umziehen, wo auch ein Teil seiner Familie lebt. Raschen hinterlässt zwei Söhne und seine Lebensgefährtin.
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn als Pastor war Raschen von 1986 bis 1991 in der Lutherkirche Wilhelmshaven tätig. Während dieser Zeit war er zudem Chefredakteur der evangelischen Kirchenzeitung für Wilhelmshaven. 1992 zog er nach Oldenburg, wo er im Oberkirchenrat als Pressesprecher die Öffentlichkeitsarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg neu aufbaute. Als Urlauberpastor kam er zu dieser Zeit das erste Mal nach Wangerooge – ein Kontakt, der seinen weiteren Weg prägen sollte. Er war fasziniert davon, wie intensiv Urlaubsgäste die Kirchenangebote auf der Insel wahrnehmen, und so entschloss er sich, im Sommer 1999 auf die Insel zu ziehen.
An Kreativität und Ideen mangelte es ihm nicht. 2001 wurden die Grünflächen neben dem Gemeindehaus, dem heutigen „Klockhaus“, in den sogenannten Paradiesgarten umgewandelt. Sowohl hier als auch in der Kirche fanden jährlich bis zu 30 Konzerte, Musikabende oder Klangnächte statt, bei denen der musikalische Pastor oft auch selbst zur Gitarre oder zum Saxofon griff. Außerdem begleitete er den Gospelchor am E-Piano.
In die 22-jährige Amtszeit von Günther Raschen fielen auch die 100-Jahr-Feier der Nikolaikirche 2010 und der barrierefreie Umbau des Gemeindehauses, das heute Treffpunkt für viele Gruppen ist.
Die Kinder werden Günther Raschen als einen Pastoren in Erinnerung behalten, der sich gern mal verleidet hat, als „Pilot“ mit ihnen in Gedanken zum Hl. Nikolaus nach Myra geflogen ist, Musik und Theater liebte.
Die Erwachsenen behalten Günther Raschen in Erinnerung als einen Menschen, der sich um andere gekümmert hat. Um Obdachlose und Hilfesuchende, um Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Ein Mensch, der einer von ihnen war – und auch Pastor.