Sturmschäden Wangerooge 2004-2023

Sturmschäden Wangerooge 2004-2020

Anlässlich einer Veranstaltung am 05.01.2014 der Grünen Wangerooger, zusammen mit dem grünen Bundestagsabgeordneten Peter Maiwald, der grünen Landtagsabgeordneten Ina Korter und Vertretern des NLWKN, sowie dem damaligen Bürgermeister Holger Kohls im Oberdeck auf Wangerooge, an der über 100 Insulaner teilnahmen, habe ich damals als einladender grüner Ratsherr der Insel eine Powerpointpräsentation gefertigt, die ich nun mit Fotos aus den Jahren 2014-2020 erweitert habe. Zuhilfe kamen mir dabei die Fotos, die ich als Freier-Mitarbeiter des Jeverschen Wochenblattes von den Sturmschäden der letzten Jahre machen musste. Einige Fotos (Luftaufnahmen) wurden mir auch vom Inselboten Herrn Stenzel und Herrn Siebert, als Inhaber einer Zweitwohnung auf der Insel, zur Verfügung gestellt.

Die Präsentation erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, verdeutlicht in den immer wiederkehrenden, sich förmlich gleichenden Schäden, aber das Problem, das Wangerooge seit Jahrzehnten hat.

In den 1980´er Jahren hatten wir auf Wangerooge bei den Nord-/Ostdünen noch 3 Dünenketten hintereinander. Zwei davon sind durch die Stürme der letzten 30 Jahre in der Nordsee verschwunden.

In der Tiefe reden wir von ca. 150-170m verschwundenen Dünen.

Heute ist dort nur noch eine Düne, die nach “Kyril” 2007 und “Xaver” 2013 erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Zunächst musste dort schon nach “Kyril” 2007 die Wasserstrassen- und Schifffahrtsverwaltung Wilhelmshaven (WSA) besonders am Bootsweg die gesetzliche Sollstärke einer Düne von 50m durch die Errichtung eines Verschleissbauwerkes mittels einer Aufspülmaßnahme im Jahr 2009 ertüchtigen. Diese Maßnahme wurde vom Bundesrechnungshof allerdings gerügt, da dies eine Küstenschutzmaßnahme war und nach dem Grundgesetz ist Küstenschutz Ländersache.

Am 1.12.2016 wurde daher dieser Strandabschnitt der Nord- /Ostdünen in der Verantwortung der Unterhaltung vom Bund (WSA) ans Land mit seinem Amt dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) abgegeben.

Auch in den Folgejahren musste besonders der Bereich “Bootsweg” nach Stürmen durch Verschleissbauwerke auf die Sollstärke von 50m ertüchtigt werden. Auch in diesem Jahr wird das wohl wieder der Fall sein werden.

Von der Holzbuhne T bis zum Hundestrand hat es an den Nord-/Ostdünen im Februar 2020 erhebliche Dünenabbrüche gegeben.

In den letzten Jahren wurden durch Küstenschutzmaßnahmen wie dem Deichbau im Süden der Insel, der 2019 abgeschlossen wurde, und dem Deckwerksbau im Westen der Insel, der zwar 2016 begann, 2019/2020 abgeschlossen sein sollte, mit dessen Ende voraussichtlich aber erst in 3-4 Jahren zu rechnen ist (Ausschreibung für 2020 ist noch nicht einmal erfolgt), erhebliche Mengen Sand aus dem Osten der Insel in diese Küstenschutzeinrichtungen eingebaut. Auch durch die Sandentnahmen für die Wiederherstellung des Bade- und Burgenstrandes hat die Reserven im Osten der Insel deutlich schrumpfen lassen. Zusammen wurden dort in den letzten 5 Jahren deutlich mehr als 500.000 Kubikmeter Sand entnommen. 

Grundsätzlich muss man wissen, der Bereich des Bade- und Burgenstrandes gehört dem Bund (WSA). Unter dem Sand befindet sich ein Deckwerk, das nach Ansicht des WSA für den Küstenschutz ausreichend ist. Sand müsste nach Ansicht des WSA nicht angefahren werden. Daher obliegt dieses Sandauffahren nur der Kurverwaltung und damit der Gemeide Wangerooge und diese darf dann auch alleine die Kosten dafür tragen, denn die will ja dort auch die Strandkörbe aufstellen. In diesem Jahr kostet das die Gemeinde vermutlich wieder über 400.000 Euro. Die Kurverwaltung nimmt dieses Geld nicht durch Gästebeiträge oder ähnliche Abgaben ein. In der Regel muss die Kurverwaltung und dann die Gemeinde sich verschulden, um den Strand wieder herzurichten. Vom Landkreis Friesland und dem Land Niedersachsen gibt es Zuwendungen, den größten Teil trägt aber die Gemeinde Wangerooge alleine. 

Im wahrsten Sinne des Wortes hat die Gemeinde Wangerooge durch die Stürme in den letzten Jahrzehnten Millionen Euro im Sand, oder in der Nordsee versenkt.

Wobei in diesem Jahr weniger die fehlenden Finanzen das Problem sind. Es fehlt einfach langsam schon an Sand im Osten der Insel.

Seit 2016 hatte uns das WSA die Entnahme des Sandes für den Bade- und Burgenstrandes oberhalb der Mittleren Tiden Hochwasserlinie (MTHW) von den Sandbänken im Osten der Insel untersagt, um diesen Sand für die eigene Deckwerksbaumaßnahme im Westen nutzen zu können. Aus unserer Sicht unsinnig, zumal im Westen der Insel genug Sand zur Verfügung steht. Dort bedrohen Sandbänke in der Harle die Hafeneinfahrt und müssten eigentlich entfernt werden. Die DB/SIW und N-Ports und das WSA streiten sich dort um die Zuständigkeit der Baggerarbeiten. Statt dessen holt das WSA den Sand aus dem Westen und transportiert ihn, wie im Sommer 2017 geschehen, über unseren Bade- und Burgenstrand vom Osten  in den Westen der Insel.

Durch den öffentlichen Druck der Berichterstattung der letzten Wochen nahm das WSA nun Kontakt zu uns auf und musste zugeben, dass es aus dem Jahr 1991 eine Erlaubnis der Sandentnahme von den Sandbänken im Osten der Insel gab, die bis heute nicht widerufen worden ist. 

Folglich dürfen wir den Sand, wie schon jahrzehnte zuvor, wieder von den Sandbänken im Osten für den Bade- und Burgenstrand entnehmen.

Anfang März wird es eine Drohnenbefliegung der Dünen, des Strandes und der Sandbänke geben. Zum 16.März werden wir die endgültige Entnahmestelle und Menge an Sand zugewiesen bekommen und den Bade- und Burgenstrand in hoffentlich gewohnter Form auffahren können.

Langfristig muss sich jedoch was tun, damit sich diese Bilder von oben nicht immer wieder wiederholen.

Schauen wir uns alleine die Jahre seit 2013 an. Im Jahr 2013, 2015, 2017 und nun 2019 gab es jeweils so große Schäden an unserem Bade- und Burgenstrand, dass man von einem Wirtschaftlichen Totalschaden reden konnte.

Warum wird nun ausgerechnet immer nur die Insel Wangerooge so erheblich von den Stürmen in Mitleidenschaft gezogen.

Schon in den 1970´er und 1980´er Jahren wurde auch von Fachleuten vermutet, dass durch die Erhöhung der Buhne H sich die Strömungsverhältnisse um Wangerooge so verändert haben, dass der Sedimententransport um Wangerooge erheblich verändert wurde.

Noch in den 50´er und 60´er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es manches Jahr zu viel Sand am Bade- und Burgenstrand.

Zudem befürchteten ab der 70´er Jahre, als der Sand ausblieb, die Insulaner, dass durch das Ausbaggern des Jadefahrwassers der Sand von Wangerooge in die Jade gezogen wird. Das WSA betrachtet die Insel Wangerooge ja auch nur als ein “Strombauwerk”. Aufgabe des WSA auf Wangerooge, verhindern, dass der Sand in die Jade kommt.

Bestritten wird jedoch, dass er auch dort ankommt. Als Verursacher müsste man dann ja für die Schäden, die am Strand entstehen aufkommen.

Beim Scopingtermin für den Jade-Weser-Port wurde uns das nochmals deutlich. Die Bundeswasserstraße “Jade” wurde für die Containerschiffe die den Tiefwasserhafen anlaufen sollen auf NhN -18m ausgebaggert. Wangerooge wollte seine Bedenken äußern, höchst richterlich wurde festgestellt, dass Wangerooge zu weit von der Fahrrinne der Jade entfernt liegen würde, dass man kein Einspruchsrecht hätte.

Jeder der schon einmal im Sand gebuddelt hat weiß, dass der Sand nachrutscht. Jährlich werden aus der Jade 7 Millionen Kubikmeter Sand ausgebaggert und in der Regel hinter Helgoland verklappt. Wangerooge würde sich wünschen, dass zumindest das Baggergut des Baggers “Nordsee” (3 Mio Kubikmeter) küstennah verklappt werden könnte. (siehe Anfrage im Bundestag der Grünen Bundestagsabgeordneten Katja Keul von September 2019 wangerooge-aktuell.de/?p=9196).

Bei den Unterlagen dieser Anfrage im Bundestag beim Bundesverkehrsministerium sind auch Unterlagen der Forschungsstelle Küste aus dem Jahr 2004 zu sehen. Dort sieht man einen weiteren Grund der für die Sandverluste Wangerooges am Bade- und Burgenstarnd und den Nord-/Ostdünen verantwortlich sind.

Im Jahr 1984 wurde der Westen der Insel aufgespült. Die Entnahmestelle nordwestlich vor Wangerooge ist sehr schön als großer blauer (tiefer) Fleck in den Unterlagen der Forschungsstelle zu sehen. Dieses Loch hat sich in den weiteren Jahren (siehe Unterlagen Forschungsstelle Küste bis 1992) quasi zu einer Rinne entwickelt, die auf die Nord-/Ostdünen der Insel zu lief. Das wird vom Bundesverkehrsministerium auch nicht bestritten (siehe Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Katja Keul Sep.2019).

Die Nordsee konnte somit mit großen Wassermassen bei Sturm aus Nord/West, in dieser Rinne Fahrt aufnehmen, und ungebremst die Schäden an unserem Bade- und Burgenstrand und den Nord- Ostdünen anrichten. Eine Bitte, einen Teil der Sandentnahmen  aus der Jade zur “Reparatur” dieser “Rinne”  und “Tiefen” vor Wangerooge zu benutzen wurde seitens des WSA und damit des Bundes bislang nicht nachgekommen. Sinngemäß antwortete der Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministeriuem Enak Ferlemann so: Es stünde uns frei den Sand kostenlos aus der Jade zu entnehmen…

Da fühle ich mich mit unserem Anliegen nicht nur nicht ernst genommen, ich fühle mich schlichtweg verarscht!